Apfelmus
Puh, eigentlich hab ich das Thema ja schon wieder ein bisschen satt, aber diesen Tweet fand ich so blöd, dazu muss ich einfach etwas sagen.
- Ja, das ist genau dasselbe, wie wenn einem Leute direkt gegenüberstehen und einem das Höschen runterreißen. Schaut nur dieses arme Opfer an.
- Woher weiß die Frau, dass die Leute in den Foren ausnahmslos Nicht-Moslems waren? (Ich weiß, die wollte nur den blöden Hashtag hypen, aber wenn dadurch die Aussage noch blöder wird...)
- Womit man in Foren beschimpft wird, hat in den allermeisten Fällen mehr damit zu tun, womit die Gegenseite glaubt, einen am meisten beleidigen zu können. Wenn sich Frauen am ehesten vom Vorwurf beleidigt fühlen würden, Apfelmus zu sein, würden sie in Foren eben kaum als Schlampen, Huren oder Fotzen beleidigt werden, sondern als Apfelmus. Die Beschimpfung hat ziemlich wenig damit zu tun, ob derjenige tatsächlich glaubt, dass die Frau leicht rumzukriegen oder käuflich wäre. (Das kann so ein Eigenleben entwickeln, dass die Grundbedeutung überhaupt keine Rolle mehr spielt, sondern man das Wort einfach so sagt, weil's aufs Geschlecht passt. Dafür werden "Wichser" und "Weichei" nahezu ausschließlich für Männer verwendet.)
Genauso haben die ganzen Leute, die letztes Jahr auf die Gamer eingeprügelt haben, sich eigentlich einen Scheißdreck dafür interessiert, ob Gamer wirklich frustrierte Jungfrauen sind. Die haben das gesagt, weil es für Männer gesellschaftlich immer noch als riesiger Makel gesehen wird, nicht mit einer Frau geschlafen zu haben und auch keine Frau ins Bett zu kriegen. (Sexismus, yay! ) Und deswegen haben sie angenommen, dass die Gamer sich dadurch am schwersten beleidigt fühlen würden, zumal die sich gegen so einen Pauschalvorwurf nicht wehren können.
Es geht bei solchen Beleidigungen eben oft nicht darum, die eigene Überzeugung zu vertreten, sondern einen wunden Punkt beim anderen zu treffen, auch wenn der diese Beleidigung direkt gar nicht mitkriegt.
Fazit: Wegen dieses Tweets halte ich Anja Reschke (kannte ich vorher gar nicht) jetzt für Apfelmus.
Nachtrag: Okay, ich sage noch mal deutlicher, was ich mit Punkt 3 meine. Eine Frau fühlt sich üblicherweise nicht deswegen vom Wort "Nutte" beleidigt, weil sie Angst hätte, dass andere sie ernsthaft für käuflich halten könnten, sondern weil es gesellschaftlich so verpönt ist, Prostituierte zu sein. Wenn dieser Beruf total normal und akzeptiert wäre, würde quasi nirgendwo mehr "Nutte" oder "Hure" als Beleidigung auftauchen, weil es keine Abweichung von der gesellschaftlichen Norm mehr wäre, obwohl sich inhaltlich nichts ändert. Es ist derzeit einfach eine schwere Beleidigung für Frauen. Und wenn Apfelmus eine schwere Beleidigung für Frauen wäre, dann würde man das halt nehmen. Das heißt nicht, dass man die Beleidigung deswegen kriegt, weil man eine Frau ist, sondern erklärt nur die Wahl gerade dieser Beleidigung.
Wenn wir jetzt anfangen, gewisse Schimpfworte zu ächten (weil sie zum Beispiel geschlechtsspezifisch sind), würde man sich (wenn es funktionieren würde, was unwahrscheinlich ist) irgendeine neue Beleidigung suchen, die auf eine gesellschaftliche Ablehnung zurückzuführen ist, oder sich Umschreibungen suchen, die dasselbe sagen, aber noch nicht verboten. Man würde also ständig den Schimpfwörtern hinterherlaufen und immer mehr verbieten, ächten, problematisieren. Und am Ende laufen wir alle auf Eierschalen, weil irgendwer sich durch irgendwas beleidigt fühlen könnte, selbst wenn es mal gar nicht so gemeint war.
Auch wenn's also hart klingt, es ist der beste Tipp, den es dafür gibt: Nimm's nicht so schwer, lege es unter "sind halt Arschlöcher" ab und verschwende keine Gedanken darauf, weil es dir dein Leben versaut, zu viel über das nachzudenken, was eigentlich keinen konkreten Einfluss auf dein Leben hat (abgesehen davon, dass du obskure Internetforen nicht betreten kannst, ohne ein paar schlimme Wörter zu lesen).
Die Verbindung zu Köln kommt übrigens nicht von mir, darauf weist die Erwähnung von Muslimen im Tweet und der Ausnahmslos-Hashtag hin, der als Reaktion darauf initiiert wurde, dass man sich nach der Nacht von Köln auf die Herkunft der Täter einschoss, und anhand von Beispielen für Alltagssexismus in Deutschland zeigen soll, dass wir einheimischen Männer ja gar nicht so anders wären.
Gast
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Das war doch auch die Frau, die sich in irgendeinem Tagesschau-Kommentar klar gegen Rechte bzw. für Flüchtlinge ausgesprochen hat, danach wohl ziemlich viele Hassmails bekommen hat und das monatelang in jedes gottverdammte Mikrofon schrie.
Darauf spielt sie ja auch an, oder?