Klopfers zweite Spielestunde
Lange ist's her, dass ich meine Meinung zu Computerspielen abgegeben habe, zuletzt nur relativ kurz zum Goat Simulator und davor zum Game Dev Tycoon; die letzte (und erste) Spielestunde ist gar vier Jahre her. Jungejunge, dann wird's aber wieder Zeit. Und daher dränge ich euch wieder mal ungefragt meine Meinung zu 5+2 Spielen auf. Vielleicht findet ihr ja (trotz des Alters der meisten hier vorgestellten Spiele) ein oder zwei Perlen, die euch bisher entgangen sind.
Banished
Das Spiel hat mir ein großzügiger Leser spendiert, vielen Dank erst mal dafür! Banished ist ein Echtzeit-Aufbau-Strategiespiel. Man startet mit einigen Leuten und (in den einfacheren Spielstufen) einem Haufen Rohstoffen, baut dann Häuser, Jäger- und Försterhütten, Werkstätten etc. und versucht, eine kleine, funktionierende Gemeinde aufzubauen, die sich selbst versorgen kann. In der Umgebung sammeln die Einwohner Kräuter, jagen und hüten Tiere, schlagen Holz, bauen Erz und Steine ab und verarbeiten das ganze Zeug, um sich dann in ihren Häusern um Nachwuchs zu kümmern. Es ist dabei nicht nur wichtig, einen funktionierenden Warenkreislauf zu erschaffen: Das Jahr schreitet unerbittlich voran, und wer im Winter keine Hungersnot erleben und auch nicht erfrieren will, muss dafür sorgen, dass genug Nahrungsmittel und Holz bis zum Frühling eingelagert sind. Ziemlich schnell wird zum Beispiel klar, dass man statt Holzhütten lieber Häuser aus Stein bauen sollte, denn die sind besser isoliert und brauchen im Winter nicht so viel Holz zum Heizen. Jeder Bewohner des kleinen Dorfes hat einen eigenen Namen und wohnt auch immer im gleichen Haus, und wenn das Alter ihn irgendwann auf den Friedhof umziehen lässt, sollte er besser mit einem geeigneten Partner schon ordentlich Nachwuchs gezeugt haben, der die nicht enden wollende Arbeit in der kleinen Gemeinde erledigt - natürlich erst nach einem Schulbesuch.
Das Spiel erinnert sehr an Die Siedler, nur weniger knuffig und ohne Kampf, sieht aber trotzdem recht hübsch aus und hat auch einiges an Suchtpotenzial. Lediglich die Langzeitmotivation leidet allmählich, weil es bis aufs Überleben kein langfristiges Ziel gibt und man relativ schnell alles gesehen hat. Dennoch: Für einen Sonderpreis kann man sich das gerne mal holen.
Banished bei Steam
Banished bei GoG
Gone Home
In Gone Home verkörpert man eine junge Frau, die nach einem Auslandsjahr wieder nach Hause zurückkehrt und die ganze Villa verlassen vorfindet. In der Ego-Perspektive stiefelt man durch das Haus, wundert sich über das Chaos, die fehlenden Videorekorder, die eingeschalteten Fernseher und die generelle Abwesenheit von Eltern und kleiner Schwester. Nach und nach puzzelt man sich aus herumliegenden Schriftstücken zusammen, was eigentlich passiert ist, und ergründet so die familiären Probleme.
Gone Home wurde von der Fachpresse mit viel Lob überhäuft, Spieler hingegen bezeichnen es als "Geh-Simulator". Und das ist nicht falsch: Es ist mehr eine Art Visual Novel und kein Spiel, es gibt nichts wirklich Interaktives. (Man kann das Programm in weniger als zwei Minuten lösen, wenn man weiß, wohin man gehen muss.) Das wäre an sich noch kein Problem, wenn gerade die so überaus gelobte Story nicht so strunzdoof wäre. Als ich anfing, das Haus zu erkunden, war ich ehrlich gespannt. Immerhin spricht ja alles dafür, dass etwas ganz Furchtbares oder zumindest Mysteriöses passiert sein muss. Stattdessen geht's (SPOILER!) um ein Teenagermädchen mit Erste-Welt-Problemen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein Großteil des Lobes deswegen geäußert wurde, weil es um eine lesbische Beziehung geht, aber wenn man ein Hetero-Paar in der gleichen Situation für total behämmert halten würde, ist halt mit ziemlicher Sicherheit auch das lesbische Paar total behämmert. Daher keine Kaufempfehlung von mir, solange es keine kostenlose Mod gibt, die in das Setting eine Entführung durch Außerirdische oder einen Spionageplot einbaut.
Gone Home bei Steam
Gone Home bei GoG
The Stanley Parable
Stanley ist ein unscheinbarer, dröger Büroangestellter, der den ganzen Arbeitstag lang vor dem Computer sitzt und die Tasten auf der Tastatur drückt, die ihm der Computer vorgibt. Doch eines Tages tritt er aus seinem Büro heraus und stellt fest, dass alle seine Kollegen weg sind. Angeleitet von einer Erzählerstimme soll der Spieler nun mit Stanley die Gänge des Büros erkunden, eine gigantische Verschwörung offenbaren und schließlich das ultimative Glück erleben. Das kann man so spielen. Aber der Spaß fängt dann an, wenn man die Anleitung des Erzählers missachtet und seine eigenen Wege geht: Der Erzähler versucht zunächst, einen sanft auf den rechten Pfad zurückzuführen, wird dann immer ungeduldiger und fängt schließlich an, die Spielwelt zu beeinflussen - wobei er durchaus Gefahr läuft, selbst auch die Kontrolle zu verlieren.
The Stanley Parable ist ein Werk, welches mit typischen Klischees und Tropen von Games spielt. Ganz einfaches Beispiel: Wenn ein riesiger Countdown die Selbstzerstörung ankündigt und überall drum herum Knöpfe und Schalter sind, dann muss es doch einen Weg geben, die Selbstzerstörung zu deaktivieren, oder? Pustekuchen: Während man herumrennt und panisch versucht, die Sprengung zu verhindern, wird man vom Erzähler ausgelacht, bis man sich in sein Schicksal ergeben muss. Und dann startet man wieder neu und versucht, einen anderen Weg zu finden, um den Erzähler zu überlisten. Und es ist unglaublich, was die Entwickler alles berücksichtigt haben. Selbst wenn man versucht, mit Cheatcode zu schummeln, merkt das Programm das und steckt einen in ein karges Zimmer, damit man darüber nachdenkt, was man Schlimmes getan hat. Wohl kaum jemandem wird es gelingen, tatsächlich selbst alle möglichen Enden des Spiels zu entdecken - dafür müsste man zum Beispiel mehrere Stunden lang ein stumpfes "Drück alle paar Sekunden auf einen Knopf"-Spielchen spielen. Nebenbei kann man aber auch einen Ausflug zu Minecraft und Portal machen, natürlich stets kommentiert vom herrlich trockenen Erzähler.
Ich hab beim Spielen von The Stanley Parable unheimlich viel gelacht, und es ist das einzige Spiel, bei dem ich gleichzeitig sowohl die Vollversion als auch die Demo auf meinem PC installiert habe, denn die Demo ist kein Ausschnitt des eigentlichen Spiels, sondern ein eigenes Spielerlebnis, welches einem das Spielprinzip näherbringt, ohne zu spoilern. Von mir eine ganz klare Empfehlung.
Life is Strange
Die erste Episode dieses Spiels war ein kleiner Spontankauf, den ich absolut nicht bereut habe: In diesem 3D-Adventure spielt man als die junge Max (Maxine) Caulfield, die im etwas heruntergekommenen Küstenstädtchen Arcadia Bay Fotografie an der renommierten Blackwell Academy studiert. Eines Tages stellt sie erstaunt fest, dass sie die Zeit zurückdrehen kann - nur wenige Minuten, aber doch genug, um ihre Umwelt beeinflussen zu können. Das muss sie auch schnell anwenden, als sie zufällig auf dem Schulklo Zeugin einer Erpressung wird, bei der ein Mädchen angeschossen wird. Wenn sie die Zeit zurückdreht, hat sie Gelegenheit, das zu verhindern. Im Verlauf des Tages bekommt sie Ärger mit dem Direktor der Schule, dem Sicherheitsmann, dem missratenen Spross der einflussreichen Prescott-Familie und der zickigen Weiberclique an der Privatschule, sie findet aber auch eine alte Freundin wieder, die aber auf die schiefe Bahn geraten ist. Es geht allerdings nicht nur um ihr Privatleben: In einer Vision sieht sie, wie Arcadia Bay in wenigen Tagen von einem riesigen Tornado zerstört wird...
Das Spiel ist atmosphärisch sehr dicht, es gelingt gut, sich in die Schulsituation und die etwas deprimierende Stimmung in der Stadt einzufinden, auch wenn die Grafik gelegentlich etwas zu wünschen übrig lässt. Die Charaktere sind teilweise ziemlich klischeehaft, aber die Story ist spannend und nimmt einen so gefangen, dass man sich daran weniger stört. Ein wesentlicher Punkt im Spieldesign ist die schon ungewohnte Wahlfreiheit: Wenn man sich in Episode 1 für eine Option aus mehreren entscheidet, kann es sein, dass sich die Auswirkungen davon erst in späteren Episoden so richtig bemerkbar machen. Man weiß daher nicht unbedingt sofort, ob man tatsächlich die beste Entscheidung getroffen hat. Der zweite Punkt im Spieldesign ist natürlich die Manipulation der Zeit. Die Spielmechanik mit dem Zurückdrehen der Zeit ist clever eingebunden. So ist es nicht nur möglich, einfach andere Dialogoptionen auszuprobieren, wenn einem das unmittelbare Resultat der vorherigen Wahl nicht gefällt (wenn man die langfristigen Auswirkungen spürt, ist es allerdings zu spät, sie zurückzunehmen). Das könnte man auch bei normalen Adventures mit der Speichern/Laden-Funktion hinkriegen. Ein Beispiel gibt etwa die Schulsituation am Anfang: Wenn man vom Lehrer etwas gefragt wird, kennt man die Antwort nicht, die dafür von einer Tussi gegeben wird. Spult man dann die Zeit zurück und gibt dann selbst die Antwort, die man eben noch gehört hat, hat man beim Lehrer gleich einen Stein im Brett. Eine andere Möglichkeit: Wenn etwas herunterfällt und unter einen Schrank kullert, kann man die Zeit zurückdrehen und ein Stück Zeitung unter den Schrank schieben. Der Gegenstand fällt dann zwar immer noch an diese Stelle, kann aber nun mit der Zeitung leicht hervorgeholt werden. Ein weiteres wichtiges Element der Zeitmanipulation ist, dass sich die eigene Position beim Zurückspulen nicht ändert: Wenn also etwas passiert, was man nicht verhindern konnte, weil man zu weit weg war, geht man an eine geeignetere Stelle, spult dann die Zeit zurück und ist nun in Reichweite.
Die Kombination all dieser Elemente verlockt dazu, das Spiel mehrmals durchzuspielen - ich warte allerdings erst mal damit, bis alle fünf Episoden erschienen sind und ich alle einmal durch habe. Der größte Kritikpunkt meinerseits ist allerdings das Speichersystem: Man kann nicht selbst speichern; stattdessen wird am Anfang ein Speicherslot gewählt, in den das Spiel automatisch nach jeder Szene speichert und dabei den vorherigen Spielstand überschreibt. Will man also tatsächlich an einer Stelle ausprobieren, welche langfristigen Auswirkungen mehrere der angebotenen Optionen haben, bleibt einem nichts anderes übrig, als eine Möglichkeit auszuprobieren und später das Spiel erneut bis zu der Stelle zu spielen, um dann die andere Option zu wählen. Dennoch: Alle Adventure-Fans sollten sich das unbedingt mal angucken.
Analogue - A Hate Story
Dies ist eine echte Visual Novel - wenngleich sie visuell gar nicht so viel zu bieten hat. Der Plot ist folgender: 600 Jahre nach dem Verschwinden des Generationenraumschiffs Mugunghwa wird es wiedergefunden, aber ohne Anzeichen von Leben. Der Spieler bekommt nun den Auftrag, sich per Datenlink mit dem Bordcomputer des Raumschiffes zu verbinden und alle Dateien herunterzuladen, die ein Licht darauf werfen könnten, was dort passiert ist. Man merkt allerdings schnell, dass einem das Passwort fehlt, um alles herunterladen zu können, zumal vieles auch noch verschlüsselt ist. Also aktiviert man die Künstliche Intelligenz des Bordcomputers, um mit ihrer Hilfe das Rätsel zu lösen. Man wühlt sich durch zunächst nur wenige zugängliche Dateien und Mails, sucht nach Hinweisen und ergründet so immer mehr Hintergründe und schaltet neue Dateien frei. So zeigt sich schnell: Aus irgendeinem Grund wurde an Bord bald eine Gesellschaft nach dem Vorbild der patriarchalischen Joseon-Zeit in Korea eingeführt, in der eine strenge Hierarchie herrscht. Die Interaktion mit der K.I. ist aber eingeschränkt: Während sie fröhlich plappert und erstaunlich emotional ist, kann man selbst nur Ja-/Nein-Fragen beantworten und ihr Texte zeigen, um von ihr weitere Informationen zu kriegen. Nach und nach wird klar, dass etwas sehr Tragisches passiert sein muss, und im Zentrum des Geschehens ist eine junge Frau, die unvermittelt in dieser archaischen Gesellschaft erwachte.
Wie üblich bei Visual Novels ist die Textmenge gewaltig und die Interaktivität deutlich eingeschränkt (wenngleich man hier deutlich mehr Möglichkeiten hat als bei Gone Home), zudem gibt es außer dem weißen Hintergrund und der K.I. nicht wirklich viel zu sehen. Man muss sich schon etwas durchbeißen, aber die Story ist durchaus interessant, und wenn man sich darauf einlässt, ist man wirklich neugierig, was mit der besagten Frau passiert ist und ob sich der furchtbare Verdacht bestätigt, der einen bald überkommt. Leider ist oft nicht so recht klar, welcher Brief oder Tagebucheintrag der alten Raumschiffbewohner einen jetzt wirklich weiterführt und welcher Text in einer Sackgasse mündet, weswegen man oft ein bisschen stumpf anfängt, einfach der K.I. jeden Eintrag zu präsentieren und zu hoffen, dass jetzt wieder ein paar Sachen mehr freigeschaltet werden. Ein weiterer Kritikpunkt hat mit der Story zu tun: Die ist zwar generell spannend und interessant, die Charaktere wirken selbst in ihren eigenen Texten oft etwas klischeehaft und eindimensional. Es ist übrigens möglich, mehrere Enden freizuschalten - eines davon lässt sich sogar nur mit den Infos aus früheren Durchgängen sehen. Als Fazit bleibt eine (wenn auch nicht uneingeschränkte) Empfehlung für Fans des Genres.
Analogue: A Hate Story bei Steam
Und nun will ich noch zwei Spiele vorstellen, die noch nicht fertig sind, aber mit denen ich dennoch schon einige Zeit verbracht habe. Obwohl beide unterschiedliche Szenarien haben, ist die Grundidee durchaus die gleiche. Aufgrund des unfertigen Zustands sehe ich davon ab, Empfehlungen auszusprechen - schließlich fehlen noch elementare Spielfunktionen, und man kann nie sicher sein, ob die Spiele tatsächlich irgendwann fertiggestellt werden.
The Long Dark
Geomagnetische Veränderungen haben dafür gesorgt, dass es (zumindest im Norden Kanadas) immer kälter wird. Genau in dieser Region stürzt das Flugzeug des Spielers ab, und nun muss er versuchen, sich in der Wildnis durchzuschlagen und möglichst lange zu überleben. Dafür kann man sich mit der lokalen Fauna prügeln (Wölfe, Hirsche, Bären und Hasen), verlassene Häuser und Autos plündern, Bäume umhauen oder an Eislöchern angeln, bis einem die Zehen abfrieren. Derzeit ist nur der Sandbox-Modus spielbar, es gibt also kein Ende und auch keine lebendigen Menschen, auf die man trifft. (Es liegen allerdings einige kalte Leichen herum.) Dafür hat man mittlerweile drei Gebiete, in denen man um sein Überleben kämpfen kann, wobei man jederzeit von einem Gebiet zum nächsten reisen kann. Am Anfang ist es erst einmal wichtig, bessere Kleidung zu finden, außerdem ist es gut, ein paar Utensilien zu haben, die das Leben erleichtern: Streichhölzer, um Feuer zu machen, Dosenöffner, damit man die geplünderten Dosen nicht immer kaputthauen und dabei viel vom Inhalt verkippen muss, eine Axt, um schneller Holz zu hacken - und praktisch wären auch Werkzeugkoffer und Nähsets, um alte Dinge zu reparieren oder gar neue Sachen (wie etwa Stiefel, Fallen, Pfeile und Bögen) zu fabrizieren. Ein Gewehr ist natürlich auch prima, jedoch muss man sparsam mit der Munition umgehen: Wenn mal alle Patronen verschossen sind, gibt es keinen Nachschub.
Man sollte auch jederzeit einen Blick auf seinen Gesundheitszustand haben: Neben den Balken für Erschöpfung, Kälte, Hunger und Durst, die man möglichst niedrig halten sollte, kann man sich auch übel verletzen oder beim Essen oder Trinken verdorbener oder verkeimter Lebensmittel vergiftet werden. Und dann muss man sich erst mal verarzten, sonst ist das Spiel schnell vorbei. Es gibt nämlich nur einen Spielstand, und der wird automatisch beim Betreten oder Verlassen von Häusern, beim Aufwachen oder beim Auftreten von Verletzungen/Vergiftungen geschrieben.
Mein längstes Spiel dauert inzwischen über 25 Tage (innerhalb des Spiels), und allmählich ist es ohne den Storymodus ein bisschen schwierig für mich, die Motivation zum Weiterspielen zu finden. Mittlerweile habe ich alle Karten erkundet, und ohne die Story fehlt das Ziel. Den 25. Tag zu überleben, fühlt sich halt nicht wirklich anders an als das Überleben des 24. Tags, und auch der 40. Tag wird sich nicht groß anders anfühlen, nur dass ich dann vielleicht zwei, drei Patronen weniger habe, meine Öllampe einiges von meinem Öl verbraucht haben wird und ein wenig Altmetall zur Reparatur meiner Axt draufging. Ich bin aber überzeugt davon, dass die Grundlage für ein großartiges Spiel schon vorhanden ist.
Stranded Deep
Wer Cast Away mit Tom Hanks gesehen hat, weiß eigentlich schon, worum es hier geht: Man stürzt mit seinem Flugzeug im Meer ab und landet auf einer kleinen tropischen Insel. Dort sammelt man erst einmal ein paar Äste und Steine, ringt einer Yukka-Palme mit seinem Taschenmesser etwas Schnur ab und baut sich so ein kleines Lagerfeuer (Feuerzeug sei Dank!) und ein paar Werkzeuge. Mit einem Speer spießt man ein paar Krabben auf oder fängt sogar ein paar Fische im Meer, die man über dem Feuer braten kann. Auch Kartoffeln kann man sich aus der Erde buddeln, um den Hunger zu stillen. Und wer Durst hat, wird zunächst auf den Inhalt der Kokosnüsse an den Palmen angewiesen sein. Mit etwas Glück sind einige Wracks in der Nähe der Insel untergegangen, in denen man nützliche Werkzeuge plündern kann - aber Vorsicht, denn oft schwimmen in der Nähe hungrige und ziemlich aggressive Haie herum. Mit etwas Proviant kann man sich dann sogar daran machen, mit seinem kleinen Rettungsfloß (oder einem aus Stöcken selbstgebauten Floß) die anderen Inseln in der Nähe zu erkunden. Man sollte nur darauf hoffen, dass das Wetter schön bleibt: Bei Nebel und Regen verliert man auf dem Meer schnell die Orientierung.
Stranded Deep hat eine realistischere Grafik als The Long Dark und schafft es durchaus, Südseefeeling aufkommen zu lassen. Es macht Spaß, am Anfang seine Inseln und die Wracks in der Umgebung zu erkunden und sich im Laufe der Zeit ein kleines, aber gemütliches Zuhause aufzubauen, mit kleiner Hütte und Bett. Allerdings kann man das Bett derzeit noch nicht in seiner Hütte aufstellen, sondern nur davor. Auch ein paar andere Dinge sind ein bisschen unausgereift: Während man bei The Long Dark ein Gewichtslimit hat, hat man hier nur 8 Inventarplätze, in denen jeweils ein Gegenstand bis zu vier Mal Platz hat. Das ist ein bisschen wenig; wenn man nicht ohne sein Taschenmesser, Feuerzeug und eine Wasserflasche zu einer anderen Insel will, dann sind schon mal 3 Plätze voll, dazu noch das Paddel vom Floß, ohne das man gar nicht wegkommt - und schon kann das Wracktauchen bei einer anderen Insel zur Entscheidungshölle werden, wenn man fünf tolle Sachen findet, aber eine erst mal zurücklassen muss. Sehr nützlich ist übrigens ein Eimer, den man in manchen Wracks findet: Damit kann man Meerwasser sammeln und über dem Feuer abkochen, um so Trinkwasser zu kriegen. Das funktioniert in der Realität zwar überhaupt nicht, aber ist weitaus bequemer, als ständig Kokosnüsse zu knacken, zumal man ja auch das Pech haben kann, dass man auf der Startinsel gar nicht so viele Kokospalmen hat, wie man bräuchte. Damit sind wir schon bei einem weiteren Problem, was noch existiert: Wenn man gleich am Anfang Pech mit seiner Startinsel hat, kann man gleich aufgeben. Wenn nicht gerade genug Steine herumliegen oder nichts Sinnvolles in den Wracks um die Insel liegt, ist man aufgeschmissen. Apropos schmeißen: Die Bedienung ist auch nicht wirklich intuitiv, es ist zu leicht, unabsichtlich etwas wegzuwerfen, und manchmal tut man auch Dinge, die man gar nicht wollte (etwa eine ungekochte Krabbe zu essen, die man eigentlich übers Lagerfeuer hängen wollte, aber unabsichtlich noch einen halben Meter zu weit weg vom Feuer war).
Im jetzigen Zustand hat das Spiel das gleiche große Manko wie The Long Dark; ohne den Storymodus fehlt die Motivation, wirklich länger dranzubleiben. Ich habe zwar auch noch nicht alles gesehen; z.B. soll es angeblich Seefestungen geben, aber wenn ich nicht mal weiß, ob im aktuellen Spiel überhaupt welche sind (geschweige denn wo), lohnt es sich nicht unbedingt, seine Basis zu verlassen. Übrigens gibt es wie auch bei The Long Dark nur einen Spielstand, allerdings wird hier nicht automatisch gespeichert.
Stranded Deep bei Steam (Early Access)
Das war's! Ich hab doch weitaus länger gebraucht, um endlich hierfür Zeit zu finden; als ich den Eintrag geplant hatte, waren einige Spiele hier noch gar nicht erschienen oder in meinem Besitz, dafür wollte ich eigentlich unter anderem die "Zurück in die Zukunft"-Adventures von Telltale und den Zombie-Hack'n'Slay-Titel "How to survive" besprechen. Aber dafür interessiert sich ja inzwischen auch niemand mehr, gell? ^^
Gast
Ich hätte es ja praktisch gefunden, wenn es noch Links zu den Spielen bei Steam geben würde.
Es gäbe mit Sicherheit noch weitere Kritikpunkte zu diesem gar großen Werk an lagomorphaischer Kompetenz. Aber wer würde es wagen den Hasen-Gott zu kritisieren? D: