Was haben wir letzte Woche gelernt? - Teil 65 (KW 4)
Nuff! Ich grüße das Volk.
Jedes Mal, wenn ich auf Amazon herumklicke, finde ich einen Grund, an den intellektuellen Fähigkeiten meiner Mitmenschen zu zweifeln. Ich hab mich ja schon oft genug über Leute ausgekotzt, die nicht kapieren, dass sie Probleme mit einem Händler nicht in die Produktrezension schreiben sollten, sondern in die Verkäuferbewertung. (Einzige akzeptable Ausnahme: wenn der Händler ein Betrüger ist und eine billige China-Kopie als Original verkauft.) Was mich aber ebenso aufregt, ist der Bereich "Kundenfragen und -antworten". Die Idee ist ja ganz nett: Dort kann man zu einem Produkt seine Fragen loswerden, und andere Kunden, die bereits Erfahrung damit gemacht haben, können darauf antworten. Ganz naiv geht Amazon wohl davon aus, dass sich nur die melden, die etwas zu sagen haben. Hier mal ein Beispiel aus dem Kundenfragenbereich zu einem Stylus für kapazitative Touchscreens:
Die Frage stammt nicht von mir (ich würde sie nicht stellen), aber was zum Teufel kommt man auf die Idee, auf eine an die Allgemeinheit gestellte Frage unbedingt antworten zu müssen, wenn man die Antwort nicht kennt?! Zu viel Tabak in der Schwangerschaft oder was? Hmpf.
Gleich zwei Beispiele zu einer Spiegelreflexkamera:
Das sind bestimmt die Torfnasen, die schon in der Grundschule keinen blassen Dunst hatten, aber sich trotzdem immer meldeten.
Was passiert ist:
Japan ist ein Land, in dem es den Menschen gut geht, kaum Not und erst recht kein Hunger herrscht. Dieses Bild ist jedoch ... Ja, wenn euch das bekannt vorkommt, dann habt ihr recht: So fing schon mal ein Absatz an. Vielleicht wird es euch überraschen, dass sich die Pommeskrise in Japan ausweitet: Nach Einschränkungen bei McDonald's musste nun KFC den Verkauf von frittierten Kartoffelstäbchen einstellen. Der Grund ist immer noch der Streik von Hafenarbeitern an der amerikanischen Westküste. McDonald's und die Restaurantkette Gusto hatten den Engpass bisland durch eilig eingeflogene Kartoffellieferungen abgemildert. Tja, so kann's kommen. Bei uns meckert man gerne über kalte oder versalzene Pommes, und in Japan müssen kleine Kinder hungern. (Wenn ihr mir genug Geld spendet, flieg ich hin und schau ihnen beim Hungern zu. )
Dass sich in Russland viele Leute sehnsüchtig an die Sowjetzeit erinnern, als man noch unumstrittene Großmacht war und zumindest die halbe Welt auf einen hörte, ist weithin bekannt. Doch nur wenige Leute nehmen sich tatsächlich vor, etwas zu unternehmen, um die alte Größe wiederherzustellen, so wie zwei Leute, die letzte Woche in Moskau festgenommen wurden. Sie hatten versucht, den toten Lenin, der bis heute im Mausoleum auf dem Roten Platz liegt, mit geweihtem Wasser wieder zum Leben zu erwecken. Nein, in Wirklichkeit steckte dahinter der Protest von Aktionskünstlern, die somit allen Zweiflern beweisen wollten, dass Lenin nicht ewig lebt. Ich schätze, der Anblick des langsam vergammelnden Leichnams im Lenin-Mausoleum konnte diesen Gedanken bislang nicht ausreichend kommunizieren. Eine gelungene Wiedererweckung hätte vermutlich aber sowieso nicht ausgereicht, um den alten Lenin an Putins Stelle zu setzen: Lenins Gehirn wurde nach seinem Tod zu Forschungszwecken entnommen und in Scheiben geschnitten, er wäre also höchstens noch geeignet für eine Stelle im oberen Management der Deutschen Bahn.
In Brechts "Dreigroschenoper" heißt es: "Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" Wie recht er damit hatte, zeigt sich an einem aktuellen Fall in China. Eine Bankfiliale in Nanjing wirkte vollkommen unauffällig: Die Geschäftszeiten waren normal, die Bankangestellten trugen Uniform. Wirklich verdächtig waren allerdings die Versprechen: 2 Prozent Zinsen versprach die Bank ihren Sparern. Und nicht pro Jahr oder pro Monat, sondern pro Woche! Umgerechnet über 28 Millionen Euro legten Sparer unter diesen lukrativen Bedingungen an, unter anderem ein Geschäftsmann, der alleine schon gut umgerechnet 1,7 Millionen Euro bei der Bank parkte. Als er allerdings die versprochenen Zinsen haben wollte, verweigerte ihm die Bank die Auszahlung. Der anschließende Besuch des Geschäftsmannes bei der Polizei beendete das Spiel der falschen Bank nach über einem Jahr: In Wirklichkeit verbarg sich dahinter eine ländliche Genossenschaft - und eine Genossin schaffte es sogar noch, mit der Kohle ins Spielerparadies Macao zu türmen, wo sie dann verhaftet wurde. Im Endeffekt klingt an dieser Geschichte alles merkwürdig. Eine falsche Bank, die über ein Jahr unbehelligt arbeitet, die Bankkunden, bei denen Versprechen von 2% pro Woche nicht sämtliche Alarmglocken läuten lassen, Millionäre in einem von Kommunisten regierten Land ... (Ja, ich weiß, das ist für China normal, aber Karl Marx würde im Grab rotieren.)
Links aus Klopfers Twitter-Feed:
Wie sagt man in Nordschweden "ja"? Ich find's schon putzig (und aus linguistischer Sicht sehr interessant).
In Großbritannien nach dem Weg fragen? Vergesst es, ihr sprecht die Ortsnamen vermutlich eh falsch aus. Benutzt lieber ein Navi.
So, das war es für den Rückblick.
Falls es übrigens jemanden gibt, der auf tsū angemeldet ist: Klopfers Web gibt's dort jetzt auch. Ich hab zwar nicht viel Hoffnung, damit tatsächlich Geld einzunehmen, aber ich finde die Grundidee ganz positiv.
Gast
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"...er wäre also höchstens noch geeignet für eiine Stelle im oberen Management der Deutschen Bahn."
Wäre dein Humor greifbar, ich würde ihn heiraten XD