Klopfers Spielesekunde
Guten Tag! Habt ihr kurz Zeit?
Ich möchte mal kurz meine Erfahrungen mit einem Computerspiel schildern, um das es einen mittelgroßen Hype gab, was mich dazu brachte, es endlich auch mal auszuprobieren und dann meine Meinung zu sagen, wenn sich schon längst niemand mehr einen Dreck für das Spiel interessiert. Moment, das klang in meinem Kopf irgendwie weniger deprimierend.
Es geht um den Goat Simulator, auf dessen Verpackung dankenswerterweise als Untertitel auch noch "Der Ziegen-Simulator" steht. (Bei Amazon ist das Spiel übrigens derzeit über einen Euro billiger als direkt im Steam-Store. Steam ist dennoch Pflicht für das Spiel.) Der Name ist Programm: Man spielt eine Ziege, die durch eine winzige Kleinstadt rennt und Chaos anrichtet. Man rennt Menschen um, zerstört Zäune und Laternenpfähle, bringt Autos, Kraftstofftanks und Gasflaschen zur Explosion und kann an vielerlei Sachen auch lecken, wodurch diese an der Zunge hängenbleiben und durch die Gegend geschleppt werden können - oder umgekehrt, wenn das Massenverhältnis ungünstig ist. Auf der Karte verteilt sind auch Trampoline und große Ventilatoren, mit denen man versuchen kann, neue Höhenrekorde aufzustellen. Sterben kann die Ziege übrigens nicht, selbst wenn sie vom Laster überrollt oder von einer riesigen Explosion durch die Luft geschleudert wird.
Da das Spiel als reiner Gag programmiert wurde, bleibt jeder Bug im Spiel, der es nicht zum Absturz bringt. Das heißt einerseits, dass es manche amüsante Grafikfehler gibt und die Spielphysik so einige Eigenheiten hat, die interessantere Resultate als in der Realität hervorbringen, aber andererseits auch, dass man sich mit der hakeligen Steuerung und dem relativ häufigen Festhängen in der Spielumgebung arrangieren muss. So richtig geschmeidig kann man sich mit seiner Ziege nicht bewegen, und wenn man schmale Aufstiege oder Leitern erklimmen will, sorgt die Lenkung schon mal für leichten Frust und ungewollte Abstürze. Wer das Interieur eines Hauses verwüstet und dann in der vermüllten Abstellkammer (oder schlimmer: in der Zimmerdecke) festhängt, kann seine Ziege auf den Startpunkt im Garten zurücksetzen, aber das reißt natürlich dann auch aus dem Erlebnis heraus.
Am Anfang muss man oft mal schmunzeln, aber wirklich lange hält das nicht an. Andere Rezensionen des Spiels haben beklagt, dass nach etwa drei Stunden die Langeweile einsetzt. Das halte ich für optimistisch, ich hab mich nach einer Stunde schon gelangweilt. Dabei sind viele nette Ideen versteckt: Man kann mit einem großen runden Stein eine Grillparty vernichten, in einer Fabrikhalle gibt's ne hübsche Half-Pipe und für die Sprengung einer Tankstelle gibt es eine Michael-Bay-Auszeichnung. Und dennoch: Man stapft auf der kleinen Karte herum, stößt hier mal einen Arbeiter von einem Kran in die Tiefe, treibt dort Demonstranten auseinander, ruft sogar ein UFO und richtet mit Ballkanone und Jetpack Unsinn an, aber hat nach relativ kurzer Zeit nur noch die Reaktion: "Hm. Putzig. " Wenn 500.000 Punkte erreicht werden sollen, man aber schon nach gut der Hälfte der Punktzahl beinahe alles gesehen hat, schleppt man sich nur noch so durch die Karte und fragt sich, ob der Witz jetzt schon auserzählt ist. Und nach zwanzig Minuten geht einem die Musik auch auf den Keks.
Wer also mit dem Gedanken spielt, sich den Goat Simulator zuzulegen: Als kleiner Spaß ist das Spielchen ganz nett, aber es ist ein sehr kurzes Vergnügen mit so manchen Frustmomenten.
So, und wo bleibt nun die Hasen-Simulation?
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dafuq