Was haben wir letzte Woche gelernt? - Teil 29
Nuff! Ich grüße das Volk!
Wieder ein bisschen zu spät, aber ihr kennt das sicher: Wenn ein Freund/eine Freundin seelische Hilfe braucht, lässt man vieles liegen, um ihm/ihr beizustehen. Leider kann man bei manchen Dingen einfach nur da sein und zuhören. Immerhin ist es eine Sache, bei der ich genau nachfühlen kann, wie es der Person geht. :/ Und ich glaube, ich hab in den letzten Tagen mehr telefoniert als im letzten Jahr. ^^;
Derzeit läuft ja "Ich bin ein Star, holt mich hier raus". Ich glaube, es ist noch nicht so oft passiert, dass die Zuschauersympathien für gewisse Campbewohner so schnell hin und her schwingen. Nun ja, ich will dazu eigentlich gar nicht viel sagen, aber eine Sache nervt mich schon: Die Schlaumeier, die sich unweigerlich in fast jedem Kommentarbereich zur Sendung zu Wort melden und erzählen müssen, dass ja alles total durchgescriptet wäre und daher sowieso scheiße.
Im Fernsehen wird viel gefälscht, klar. Gerade im Reality-TV gibt es viele Möglichkeiten, Dinge anders darzustellen, als sie scheinen. Aber gerade deswegen ist der Vorwurf, die Sendung wäre von vorn bis hinten durchgescriptet, totaler Quatsch. Man sperrt über 10 vollkommen verschiedene Leute aus der Unterhaltungsbranche (also mit tendenziell großem Ego) in ein Camp ein, gibt ihnen jeden Tag nur eine Tasse voll Reis und Bohnen zu essen (Hunger erzeugt Stress und befördert somit Aggression), beobachtet die Leute rund um die Uhr mit Kameras und schickt jeden Tag ein oder zwei von den Insassen zu einer körperlich und geistig fordernden Prüfung, wodurch die Last der zusätzlich Nahrungsbeschaffung für die gesamte Gruppe auf diesen wenigen Schultern liegt. Warum sollte man sich die Mühe machen, denen noch ein Script zu schreiben, wenn man allein aufgrund der menschlichen Natur davon ausgehen kann, dass es wahnsinnig viel Drama geben wird? Warum sollten die Leute dort Dinge nach Drehbuch sagen, mit denen sie sich nach dem Camp ganz realistisch rechtlichen Ärger einhandeln würden? (In Wirklichkeit ist es so, dass man durch die ständige Präsenz der Kameras irgendwann tatsächlich vergisst, dass sie da sind und man aufpassen sollte, was man erzählt.) Man kann auch durch Auswahl, Schnitt, Kommentar und Musik die Wirkung des gefilmten Materials deutlich beeinflussen, ohne sich die Mühe machen zu müssen, ein Drehbuch zu schreiben. (Ich glaube übrigens, dass in der britischen Originalversion deutlich mehr manipuliert wird; das deutsche Fernsehen ist doch etwas zimperlicher, was "Prominente" angeht.) Wer erzählt, alles wäre gescriptet, liegt genauso falsch wie diejenigen, die denken, alles wäre immer genau so, wie das Fernsehen es ihnen zeigt.
Was passiert ist:
Hand aufs Herz: Wie oft filmt ihr euch beim Poppen? Gar nicht? Das wäre aber sehr leichtsinnig, denn man kann nie wissen, ob die kleinen Privatpornos nicht irgendwann als Beweismittel in einem Gerichtsprozess benötigt werden. Das denkt jedenfalls ein 43-jähriger Mann aus Brasilien, der nun in Florida lebt. Wie ihr sicher ahnt, hat der Kerl gerade Stress mit der Justiz: Ihm wird nicht nur 27-facher Postbetrug vorgeworfen, sondern auch, dass er mit seiner US-amerikanischen Frau nur eine Scheinehe geschlossen hat, um eine Aufenthaltsgenehmigung für die Vereinigten Staaten zu bekommen. Den letzten Vorwurf will er mit den privaten Aufnahmen geschlechtlicher Aktivitäten widerlegen, schließlich muss eine Ehe ja ernsthaft sein, wenn man dafür sogar ins Bett steigt und auch noch filmt und fotografiert. Die Richterin ist noch nicht ganz überzeugt davon, dass die Jury tatsächlich derartige Bilder sehen muss, auch im Hinblick auf die Privatsphäre der Ehefrau. Doch diese Bedenken schmettert der Angeklagte mutig in den Wind: "Warum ist zu diesem Zeitpunkt die Privatsphäre meiner Frau wichtig?" Klingt nach echter Liebe. (Aber gut, kann nach einigen Jahrzehnten Ehe auch normal sein, wer weiß. ) Der Mann hat übrigens nicht nur Probleme mit Staatsanwalt und Richterin, er hat auch schon sechs Verteidiger verschlissen, einen davon verklagt und vertritt sich nun selbst vor Gericht.
Ein Studentenleben besteht meistens nicht nur daraus, in Vorlesungen und Seminaren zu sitzen oder daheim zu büffeln. Üblicherweise knüpft man auch Kontakte zu den anderen Insassen der Lehranstalt; in einigen Studienfächern ist (insbesondere in den USA) das Pflegen von Beziehungen zu seinen Kommilitonen gar wichtiger als das, was die Professoren einem beibringen sollen. An der japanischen St.-Thomas-Universität ist das "Netzwerken" allerdings echt schwer, ebenso wie das Flachlegen süßer Studiengangskollegen: Die Uni hat derzeit nur einen Studenten, der im kommenden Frühjahr seinen Abschluss machen wird. Alle anderen Studenten sind abgegangen oder haben die Uni gewechselt, weil der Bildungsschuppen sich neu orientieren will und in Zukunft Pfleger ausbilden will. Immerhin muss der einsame Student vermutlich nicht so lange in der Mensa warten, bis er sein Essen bekommt. Die größte Ironie allerdings: Er studiert interpersonelle und interkulturelle Kommunikation.
Links aus Klopfers Twitter-Feed:
Rosetta ist so knuffig! Die Rosetta-Sonde soll einen Kometen erforschen und einen kleinen Lander darauf absetzen. Um Energie zu sparen, wurde sie vor einiger Zeit in einen Schlafmodus versetzt; nun hat man sie wieder aufgeweckt. Der kleine, süße Trickfilm der ESA macht das alles gut verständlich. Eigentlich hätte man so eine Animation eher von den Japanern erwartet, aber ich find's gut!
Eine Art Live-Fotoretusche als Musikvideo. Schon beeindruckend, wie sehr man jemanden grafisch aufbrezeln kann. Ich muss aber auch zugeben, dass der Abstand zwischen Ausgangsbild und Endresultat auch deswegen so krass wirkt, weil die Sängerin bewusst am Anfang in Sack und Asche in ein dunkles Studio gestellt wurde; mit normaler Beleuchtung, Schminke usw. wäre so viel Bearbeitung ja auch nicht nötig.
Dorfrat beschließt Gruppenvergewaltigung als Strafmaßnahme. Was zur Hölle? Ich glaube, Indien hat noch einen ganz schön weiten Weg vor sich, wenn dieses Vergewaltigungsproblem gelöst werden soll. Innerhalb der nächsten paar Jahrzehnte wird das nichts.
Justin Küblböck. Vielleicht ist er ja doch ein Zauberer? Inzwischen hat er ja wirklich nichts mehr gemein mit dem Daniel Küblböck, den man aus DSDS, Dschungelcamp und seinem furchtbaren Film kannte.
40 historische Fotos. Viele von denen kannte ich noch nicht; die armenische Greisin ist wie gemacht für ein Internet-Mem. Der Hotelbesitzer, der Säure in ein Schwimmbecken kippt, weil Schwarze darin baden, ist mir besonders negativ aufgefallen. Versteckter Rassismus ist ja allgegenwärtig, aber ihn so offen zu sehen, ist schon ungewohnt.
Puh. Ich versuch dann mal, mit dem anderen Kram voranzukommen. X_x
Gast
"Und, mein Sohn, wie läuft's denn an der Uni?"
"Ich hab die besten Noten von allen! "