Daniel, der Zauberer
Günther Küblböck hat derweil eine ganz tolle Botschaft für seinen Sohn Daniel: Hollywood ist an ihm interessiert. Und weil grad ein paar Agenturchefs aus L.A. in der Nähe sind, gibt’s gleich ein Casting in einer ziemlich heruntergekommenen Konzerthalle. Neben den großen Nummern aus dem Land der unbegrenzten Peinlichkeiten und Familie Küblböck sind auch ein Dutzend Daniel-Fans sowie versteckt Johnny und Balthasar nebst Anhang anwesend. Letztere sollen so tun, als wären sie Daniel-Fans, um ihn dann besser umnieten zu können.
Papa K. kriegt aus irgendeinem Grund einen muffigen Umhang aus schwuchteligem Brokat umgehängt, der ihn zu Elvis machen soll, da Hollywood offenbar auch einen Mangel an unfähigen Elvis-Imitatoren hat.
Daniel redet inzwischen mit einem ziemlich überschminkten weiblichen Fan. Die erzählt ihm die herzzerreißende Geschichte, dass ihr Alter beinahe im Starnberger See abgesoffen wäre, ihm dann jedoch Daniel als Engel erschienen wäre. Gut, kann ich verstehen: wenn ich beim Sterben merke, dass im Paradies lauter geflügelte Daniels auf mich warten, dann klammer ich mich dann doch noch mit aller Kraft ans Diesseits.
Anmerkung von 2023: Angesichts der Umstände, unter denen Daniel selbst ums Leben kam, ist die Stelle jetzt (sowohl im Film als auch hier in der Lästerei) deutlich makaberer als beabsichtigt. Sorry.
Die Hollywood-Typen wollen jetzt endlich mit dem Screentest anfangen und fordern Daniel auf, sich vorzustellen. "Ich bin Daniel Küblböck aus Eggenfelden", stammelt der Superstar. Das Verlangen nach einer englischen Vorstellung geht ihm schon viel flüssiger von den Lippen: "Ähm, mai näim is Däinjel Küblböck, änd ei kamm fromm Bäwäria." Einer der Castingchefs hätte gern, dass sich Däinjel ein Lächeln ins Gesicht schraubt, aber schon diese fortgeschrittene Schauspielübung führt ihn an seine Grenzen. Die geschminkte Tussi mit dem halbabgekratzten Vater hängt ihm derweil am Bein und redet ihm ein, dass er sich doch von den Hollywoodtypen nichts einreden soll. Doch da kommt noch eine Bitte aus Hollywood: "Can you be a hero?" Daniel muss allerdings zugeben: "Ich bin aber kein Indiana Jones." Wow, was für eine Enttäuschung. Tussi labert ihn aber wieder damit zu, dass er doch ganz er selbst sein sollte, was vielleicht gar nicht so doof ist, weil Daniel schon damit überfordert wäre, ein Tischbein zu spielen.
Daniel fängt dann an, ein Lied zu singen: "Do you believe in miracles? Do you believe in fantasy? Von Eggenfelden nach Hollywood." Die poetische Gewalt des hier in Gänze wiedergegebenen Textes überzeugt die US-Typen davon, ihm einen Filmdreh und eine Show in Las Vegas anzubieten, und Papa Küblböck und er träumen schon von einem Stern auf dem Walk of Fame.
Balthasar hat eine realistischere Einschätzung der Chancen von Daniel, wird aber von Johnny (diesmal wieder mit beiden Armen, was sogar Balthasar auffällt) zurechtgewiesen und in eine Kakerlake verwandelt. Um wieder ein Mensch zu werden, muss Balthasar rufen: "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" Nein, das ist kein Witz von mir, und ich bin empört, dass ihr mir so einen miesen Kalauer zutraut. Balthasar ist jedenfalls gar nicht erfreut über die Erniedrigung und schwört Rache.
Im Café Winter hängt der Haussegen schief, weil Opa Winter seiner Petra den Kopf wäscht und bestimmt, dass dies jetzt das letzte Mal ist, dass Küblböcks Musik gespielt wird, weil ja die ganzen Gäste wegliefen. Dass während dieser Szene gar nicht Küblböck, sondern klassische Musik läuft, und dass durchaus einige Kunden im Lokal sind, scheinen die Beiden aber nicht mitzubekommen. Da kommt Daniel plötzlich ins Café und steckt seine ungewaschenen Finger in die ausliegenden Torten, um seine Griffel mit Genuss abzuschlecken. Opa Winter hat natürlich berechtigte Angst vor dem Gesundheitsamt, und die Trulla aus der letzten Café-Szene, die dort zu wohnen scheint, befürwortet körperliche Züchtigung des Übeltäters.
Daniel kauft mal eben locker alle 5 Torten und gibt Petra neben einem Autogramm auch noch zwei Freikarten für sein letztes Tourkonzert in Passau. So kriegt der also die Säle voll. Nebenbei amüsieren sich die übrigen Gäste im Lokal (bis auf Trulla) köstlich über die Szene (und freuen sich wahrscheinlich, dass die versifften Torten weg sind). Trulla und Opa Winter fangen an, wie blöd zu tanzen und zu singen. Nein, ich versteh’s auch nicht, aber ich geb mir inzwischen auch keine Mühe mehr.
In der Nacht hat Daniel dann einen netten Alptraum, der eine Collage aus seinen Dschungelabenteuern und einem meuchelnden Opa Winter besteht. Die Torten müssen schlimm gewesen sein.
Der große Tag des Konzerts ist angebrochen. Im Publikum sitzen Petra und ihr Opa, aber auch Tom und Rike. Der inzwischen nicht mehr ganz so grantelnde Opa fragt seine Enkelin noch, ob es sich um Pop- oder Rockmusik handelt, und bekommt die erschöpfende Antwort: "Das ist Küblböck!" Danke Petra, deinetwegen denken Senioren, wir jungen Hüpfer würden sie ständig verarschen.
Daniel sitzt hinter der Bühne vor einem Spiegel und fragt Johnny, ob er bald sterben muss. Johnny revanchiert sich im Namen der Senioren für Petras blöde Antwort vorhin und sagt: "Du musst nur an dich glauben", was gerade von einem Toten eine beunruhigend nichtssagende Antwort ist.