Ich kann nicht dauernd auf den PHP-Code vom zukünftigen Klopfers Web starren, onanieren macht nach einer Weile auch müde, also schreib ich wieder einen Blogeintrag. Vor fast genau einem Jahr habe ich zwei Einträge mit dem Titel "Klopfers Bücherstunde" gepostet, also ist das doch ein schöner Anlass, wieder ein paar Bücher zu präsentieren. Nicht alle sind neu, aber das soll dem Lesevergnügen ja keinen Abbruch tun. (Apropos: Meine Bücher gibt es auch noch. )
Mogworld
Vielen dürfte Autor Ben "Yahtzee" Croshaw sicherlich schon bekannt sein, da er mit seiner Reihe Zero Punctuation beim Online-Magazin "The Escapist" inzwischen eine der Lichtgestalten ist, was moderne Videospiel-Rezensionen angeht. "Mogworld" ist sein erster Roman, und wer Rollenspiele wie WoW gespielt hat, der wird sich leicht in die Handlung hineinfinden können.
Hauptfigur ist Jim, obwohl Jim eigentlich nur ein kleiner NPC in Mogworld ist. Jim war mal Magier-Azubi, wurde aber bei einem Angriff auf sein Zauber-College getötet. Einige Jahrzehnte später wird er dank des Nekromanten Lord Deadgrave wieder lebendig - oder vielmehr untot. So richtig gefällt ihm dieses Dasein nicht, aber er kann nicht sterben. Jedes Mal kehrt er wieder in seinen Körper zurück, egal wie geschunden dieser inzwischen ist und wie viel Arbeit seine Bekannte Meryl dabei hat, ihn wieder zusammenzuflicken. Mit der Zeit arrangiert er sich mit seiner Position in der Untotenarmee Deadgraves, doch dann geschieht etwas Unerwartetes: Deadgraves Festung, er selbst und fast alle Mitglieder seiner Untotenarmee werden einfach ausgelöscht. Nur Jim, Meryl und ein etwas nerviger Priester entkommen dieser Vernichtung. Erst danach wird Jim klar: Das wäre seine Chance gewesen, tatsächlich endgültig zu sterben! Also macht er sich auf die Suche nach den Deletern, um endlich seine ewige Ruhe zu finden...
Jim redet so, wie man Yahtzee aus seinen ZP-Videos kennt: Fies, zynisch, ein Misanthrop vor dem Herren. Es macht echt Spaß, der Handlung zu folgen und und mit Jims Bemerkungen gleichzeitig einen Kommentar zu bekommen, der alles durch den Kakao zieht. Ein bisschen ist das allerdings auch eine Schwäche des Romans. Jim kriegt fast alle guten Sprüche, Jim hat fast immer recht usw. Man merkt ziemlich stark, dass Jim für Yahtzee das ist, was Bella Swan für Stephenie Meyer war. Es funktioniert zwar viel viel viel besser als in Star-Trek-Fanfictions von Zwölfjährigen, in denen Kirk und Spock Hilfe von einem Zwölfjährigen bekommen, der die Helden in Sachen Intellekt, Geschicklichkeit und Witz locker in die Tasche steckt und zufällig genauso aussieht wie der Autor, aber ich gebe zu, ein kleiner Nachgeschmack bleibt trotzdem. Dennoch: "Mogworld" kann ich allen empfehlen, die etwas mit MMORPGs anfangen können und gut Englisch beherrschen. (Das Buch bei Amazon.de)
It's Not News, It's FARK
Das Buch habe ich schon vor Jahren bei "Guter Sex" empfohlen und kann das immer noch guten Gewissens tun. Fark.com ist eine Website, die bizarre, empörende oder sonstwie bemerkenswerte Nachrichten sammelt und verlinkt, wobei eine lustige eigene Überschrift ein wichtiges Kriterium ist. Ohne Fark wären viele "Meine Sicht der Welt"-Einträge in meinem Blog undenkbar, und auch viele Radio- und Zeitungsredaktionen benutzen gerne Fark, um kuriose Nachrichten zu finden, die sie dann in ihren entsprechenden Rubriken verwenden können.
Der Fark-Gründer Drew Curtis hat dank seiner jahrelangen Erfahrung inzwischen ein gutes Gefühl für Nachrichten entwickelt, die keine Nachrichten sind, aber trotzdem von den Medien zu gerne gemeldet werden. In seinem Buch versucht er, diese Nicht-Nachrichten zu kategorisieren. Dabei wird die als Nachricht getarnte Werbung ebenso abgearbeitet wie etwa die jährlich wiederkehrenden Meldungen z.B. über Stau an Feiertagen, mediale Panikmache oder auch Bemerkungen von Prominenten über Dinge, von denen sie gar keine Ahnung haben. Illustriert wird jede Kategorie mit Beispielen aus dem umfangreichen Fark-Fundus, mitsamt den besten Beiträgen aus den dazu gehörigen Fark-Kommentaren. Und sollte es bis hierher trocken klingen: Das ist es absolut nicht, denn spästestens bei den Beispielen kann man sich oft ein Lachen nicht verkneifen. Stephen King hat geschrieben, dass er an einer Stelle im Buch so stark lachen musste, dass er fast gekotzt hätte - und diese Stelle ist wirklich köstlich. Eine unbedingte Empfehlung für alle, die des Englischen mächtig sind und sich ein bisschen für Medienkritik interessieren. (Das Buch bei Amazon.de)
Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge
Bill Bryson hat nach dem vergnüglichen "Eine kurze Geschichte von fast allem" wieder ein Buch geschrieben, in dem allerlei nutzloses, aber interessantes Wissen vermittelt wird, schön verpackt in amüsanten Anekdoten. Diesmal ist der Aufhänger das Haus von Bill Bryson, welches vor Jahrhunderten für einen englischen Pfarrer gebaut wurde. Bryson arbeitet sich von Zimmer zu Zimmer und erläutert, wie sich Häuser im Laufe der Zeit gewandelt haben, welche architektonischen, technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen unsere Vorstellung von Gebäuden geprägt haben und wie Leute früher das Leben beschrieben.
Im Vergleich zum inoffiziellen Vorgänger ist "Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge" zwar nicht ganz so gut gelungen, es gibt an ein paar Stellen schon ein paar inhaltliche Längen, aber insgesamt ist trotzdem ein sehr amüsantes Buch für Klugscheißer und Wissbegierige herausgekommen. Der Preis für die Hardcover-Ausgabe ist zwar recht gesalzen, aber dafür bekommt man auch über 600 Seiten. (Die Taschenbuchausgabe ist bisher nicht angekündigt worden.) Wer es sich leisten kann und andere Bücher von Bryson mochte: Zugreifen! (Das Buch bei Amazon.de)
Ökofimmel
Das Buch trägt den Untertitel "Wie wir versuchen, die Welt zu retten - und was wir damit anrichten", und damit ist der Tenor des Buches eigentlich schon beschrieben. Für die Umwelt tun wir vieles, zum Teil freiwillig, zum Teil gezwungenermaßen, weil entsprechende Gesetze verabschiedet wurden. Doch viele unserer Bemühungen sind vollkommen nutzlos, reine Symbolpolitik und im schlimmsten Fall sogar kontraproduktiv, weil im Endeffekt schädlicher für die Umwelt als das ursprüngliche Verhalten. Dass wir in Deutschland so viel Wasser sparen, ist schlecht für unsere Kanalisation und unsere Klärwerke, ein Großteil unserer Mülltrennung ist überflüssig, weil zum Beispiel fast zwei Drittel des Plastikmülls aus der Gelben Tonne doch im Verbrennungsofen landen, der Handel mit CO2-Zertifikaten sorgt dafür, dass ein Ökostromvertrag nutzlos ist, weil die so in Deutschland eingesparten Emissionen dann eben in Nachbarländern in die Luft geblasen werden. Dummerweise werden Irrwege in der Umweltpolitik stur weiter beschritten, auch wenn sie sich als schädlich herausstellen, sei es, weil man Angst davor hat, als Umweltsau zu gelten, wenn man die in ach so guter Absicht verabschiedeten Maßnahmen wieder außer Kraft setzen will, sei es, weil man fürchtet, Fehler einzugestehen. Das prangert das Buch deutlich an. Über einige Behauptungen in dem Buch kann und muss man durchaus streiten, allerdings ist es ein nötiger Beitrag zur Diskussion, die leider zu häufig eher emotional als sachlich geführt wird. (Das Buch bei Amazon.de)
Ich habe mich versehentlich auf den Staubsauger gesetzt
Worum es in diesem Buch geht, verrät der Untertitel: "Aberwitzige Sex-Unfälle"
Und wer dachte, dass sich hier die Perversionen darauf beschränken, seinen Lümmel in Staubsauger zu stecken oder allerlei Gegenstände in den After einzuführen, der hat sich geschnitten. Auch sich selbst zu strangulieren, um durch den Sauerstoffmangel besonders schöne Lustgefühle spüren zu können, ist nur in einem kleinen Teil der in diesem Werk abgedeckten Fälle das zentrale Thema. Ich bin ja durch "Leute mit Durchblick" einiges gewöhnt, aber dass es tatsächlich mehrere Leute gibt, die sich zur Selbstbefriedigung freiwillig Maden in den Penis einführen, sorgt selbst bei mir für Gruselgefühle.
"Ich habe mich versehentlich auf den Staubsauger gesetzt" zähle ich zur Klolektüre, also zu den Büchern, die man hervorragend in kleinen Häppchen konsumieren kann, und für manche Erzählungen ist es vielleicht sogar besser, wenn man in der Nähe einer aufnahmebereiten Keramik ist. An einem Stück ist das Buch (wie es so oft bei Klolektüre ist) allerdings etwas anstrengend, zumal manche Geschichten, umgeben von ihren krasseren Geschwistern, doch ein wenig öde wirken. Als kleine Ablenkung vom Alltag und als Quelle für kuriose Gesprächsthemen ist es allerdings sehr gut geeignet. (Das Buch bei Amazon.de; Preiswertere Version ab 15. Mai erhältlich)
Das war es erst einmal wieder mit den Büchern, aber ich bin immer gespannt, was ihr mir in den Kommentaren evtl. noch empfehlen könnt.