Klopfer informiert: Das iPad
Andere kriegen es für eine Rezension gesponsort, bei mir müssen fünf Minuten Ausprobieren im Media Markt ausreichen: Ich schreib was übers iPad.
Apple bezeichnet das Teil ja als magisch und revolutionär, aber schon beim ersten Anheben überkommen mich Zweifel: Ich vermute, dass das, was das iPad kann, auf die 700 Gramm Elektronik zurückzuführen sind und nicht auf irgendeine Form von Magie. Das Gewicht ist übrigens auch der Grund, weswegen ich nicht so recht daran glaube, dass viele Leute auf dem iPad Bücher lesen wollen. Es ist schlicht und einfach auf Dauer zu schwer für so etwas. Und wo wir bei Äußerlichkeiten sind: Das iPad zieht Fingerabdrücke magisch (wenn auch nicht revolutionär) an. Schon nach einer Stunde kann man vermutlich mehr Fingertapser auf dem Gerät sehen als auf Lindsay Lohan. Und Apple legt nicht mal ein Putztuch bei.
Was ich aber zugeben muss: Das Display ist wirklich gut und gibt Farben schön wieder. Die Auflösung (1024x786) wirkt im Zahlenvergleich zum neuen iPad nano iPhone 4 (940x640) zwar nicht sonderlich beeindruckend, aber reicht vollkommen aus. Das Umschalten zwischen vertikaler und horizontaler Ansicht durch Kippen des Geräts funktioniert etwas behäbig, aber flüssig. Das Vorführgerät hatte nur ein ziemlich schlechtes Video drauf, daher kann ich nichts darüber sagen, wie gut das iPad für die Videowiedergabe geeignet ist. Außerdem war es weder per WLAN noch per UMTS mit dem Internet verbunden, also weiß ich auch nicht, wie gut es sich damit surft oder wie man damit bei Youtube zurechtkommt. (Allerdings ist Safari jetzt nicht so eine Katastrophe, dass ich da irgendwas Schlechtes annehmen müsste.) Immerhin schien der Lautsprecher ein wenig besser zu sein als bei meinem Netbook.
Die Bedienung ist leicht, aber doch nicht so intuitiv wie viele behaupten. Dass man durch Drücken auf die Home-Taste die gerade laufende App beendet, wusste ich aus dem Internet, aber sonst hätte ich das nur durch Ausprobieren feststellen können. (Ich habe bei anderen Kunden beobachtet, dass die auch oft etwas ratlos wirkten, wie sie denn aus so einer App wieder zur Normalansicht gelangen.) Das berührungsempfindliche Display ermöglicht ganz nette Spielereien (eine Keyboard-App zum Beispiel), und auch das normale Tippen per Bildschirmtastatur funktioniert recht gut, ich würde aber keine seitenlangen Kolumnen darauf schreiben wollen. (Ganz davon abgesehen, dass das Übertragen von ganz normalen Dateien zwischen iPad und PC sowie zwischen verschiedenen Programmen fast unmöglich gemacht wird, weil dem Nutzer der Zugriff auf das Dateisystem vollkommen verwehrt wird.)
Mein Fazit: Das iPad tut das, was es kann, wirklich ordentlich, aber gleichzeitig zeigt sich da schon das Hauptproblem. Es kann eigentlich nicht wirklich viel, und da sind 500 Euro und mehr doch ein sehr stolzer Preis. Für Leute, die Medien wirklich nur konsumieren, mögen die Fähigkeiten des iPads ausreichen, eventuell auch für Blogger, die einfach nur Texte schreiben und sonst nichts. Aber schon wenn man eigene Fotos oder gar Videos verwenden möchte, macht es einem das iPad schwer bis unmöglich. (Und im Businessbereich ist das iPad auch nicht geeignet, da man sich z.B. auch das Anschauen von simplen Dateien einer Tabellenkalkulation abschminken kann.) Es fehlen Schnittstellen für Speicherkarten und USB-Sticks oder -Festplatten, und Apple lässt sich Zusatzhardware teuer bezahlen, selbst die Teile, die es selbst als Pfennigartikel produziert. Aber auch wer daran denkt, seinem rein konsumierenden Opi ein iPad zu schenken, kann nicht einfach die Packung überreichen und sich dann verpissen - das iPad muss zuerst per iTunes und einem Mac/PC aktiviert werden, ist also tatsächlich nur als Zweit- oder Drittgerät zu gebrauchen. Als solches hat das iPad allerdings eben das Problem, dass es nicht wirklich besser ist als ein Laptop oder Notebook, und so wundert es mich nicht, dass viele iPad-Käufer inzwischen selbst sagen, dass sie ihr Gerät nach einigen Wochen immer seltener benutzen.